Zur Navigation (Enter) Zum Inhalt (Enter) Zum Footer (Enter)

Ausstellungsarchiv

Ringe der Macht – aus der Ausstellungsschmiede

Hereinspaziert!

20. November 2019

Endlich! Nach einer spannenden Schlussetappe und letzten Handgriffen ist es nun soweit: Am vergangenen Donnerstag wurden die ›Ringe der Macht‹ feierlich eröffnet. Viele fleißige Hände haben bis zuletzt noch angepackt, damit dieser Tag ein voller Erfolg wird. Bereits am Vormittag stand eine Pressekonferenz auf dem Programm. Am Abend feierten dann knapp 800 Gäste mit uns den Eröffnungsempfang.

Für uns endet damit der Countdown ›Aus der Ausstellungsschmiede‹ und wir hoffen, wir konnten einige interessante Einblicke in die Ausstellungsvorbereitungen geben und Sie hatten Spaß beim Lesen. Noch mehr würden wir uns natürlich freuen, Sie möglichst bald in unserer Sonderausstellung – vielleicht auch bei einer der zahlreichen Führungen und Begleitveranstaltungen – begrüßen zu dürfen. In diesem Sinne auf Wiedersehen und viel Vergnügen bei einem Besuch der ›Ringe der Macht‹ wünscht:

Ihr Ausstellungsteam

Mit ruhiger Hand

11. November 2019

Die Ausstellungsarchitektur ist gebaut, es ist nun an der Zeit, sie mit den Ausstellungsstücken zu füllen. Die Leihgaben werden von Kurieren begleitet nach Halle gebracht. Die Kuriere sind die ›persönlichen‹ Betreuer der Stücke, die unsere Leihgeber für die Ausstellung in Halle zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit unseren Restauratoren packen sie die Objekte aus.

Dabei wird genau hingeschaut, dass alles so angekommen ist, wie es beim Leihgeber verpackt wurde. Die Kollegen haben ausführliche Dokumente und Fotos, mit denen sie vergleichen können, ob das Objekt beim Transport vielleicht doch Schaden genommen hat und wo ohnehin Spuren der Jahrhunderte oder gar Jahrtausende sichtbar sind.

Dann geht es weiter zur Vorbereitung für die Präsentation in den Vitrinen. Dafür präparieren Mitarbeiter von Fißler und Kollegen winzige Montagen. Damit liegen die Ausstellungsstücke sicher in den Vitrinen und können so befestigt oder hingelegt werden, dass die Besucher einen optimalen Blick auf deren Besonderheiten bekommen.

Die Ergebnisse dieser Präzisionsarbeit können bereits in weniger als eine Woche in der Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte besichtigt werden.

Susanne Kimmig-Völkner

Auf geht's! Von Bern nach Halle

5. November 2019

Es ist so weit: Die Bronzehand von Prêles geht auf die Reise! Die Kunstspedition holt das Prunkstück Anfang November 2019 im schweizerischen Bern ab, zusammen mit 16 weiteren Funden, die bei den Nachgrabungen am Fundort entdeckt wurden. Die Freude ist groß, dass die 3500-jährige Bronzehand endlich einem breiten Publikum gezeigt und im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle für ein halbes Jahr einen gebührenden Platz erhalten wird.

Transporte stellen aber auch immer ein Risiko dar für Kunst und Kulturgut, denn die wertvolle Fracht ist Vibrationen, Stößen und einem wechselhaften Klima ausgesetzt. Um dem bestmöglich zu begegnen, wurde der Fundverpackung große Bedeutung beigemessen. Sie kann beinahe als Hightech gelten. Für optimalen Schutz und Polsterung der Bronzehand wurde deren genaue Form mithilfe von 3D-Scandaten aus einem Spezialschaumstoff ausgefräst. Die Hand wird dann mit den beiden exakt passenden Schaumhälften in einer durchsichtigen Schachtel platziert und diese in einen stoßsicheren, luft- und wasserdichten Koffer verpackt. Solche Koffer werden auch verwendet, um empfindliche elektronische Geräte aus einem Flugzeug über unzugänglichen Orte abzuwerfen. Dies ist mit der wertvollen Hand natürlich nicht vorgesehen. Aber falls das Transportfahrzeug eine Vollbremsung machen muss, gewährleistet der Koffer den bestmöglichen Schutz für die Hand. Der Koffer, wie anschliessend auch die Vitrine im Museum, ist mit Silicagel und Schadstoffabsorber konditioniert. Damit wird die klimatische Umgebung des Fundes stabilisiert. Ein Logger zeichnet Daten wie Luftfeuchte, Temperatur und Erschütterungen kontinuierlich auf.

Gut verpackt kann die Bronzehand nun die Reise in die Sonderausstellung ›Ringe der Macht‹ nach Halle antreten – oder: Himmelsscheibe, ich komme!

Sabine Brechbühl, Archäologischer Dienst des Kantons Bern

900 Jahre Paußnitz – Der Ring und sein Fundort

1. November 2019

Als bei den halleschen Kollegen im Landesmuseum für Vorgeschichte die Idee aufkeimte, eine Ausstellung rund um den Ring von Paußnitz zu machen, beschäftigte die Paußnitzer bereits ein größeres Ereignis. 2019 begeht die kleine Gemeinde – die heute zum sächsischen Strehla (Landkreis Meißen) gehört – den 900. Jahrestag ihrer ersten urkundlichen Erwähnung. Bereits im Sommer feierten die Paußnitzer gemeinsam mit Gästen drei Tage lang dieses Jubiläum.

Am 30. Oktober 2019 gestaltete der Kulturförderverein Paußnitz e. V. eine Festveranstaltung in der Kirche zu Paußnitz. Im gut gefüllten Gotteshaus – dem einzigen größeren Saal des Dorfes – kamen die Paußnitzer und ihre Gäste zusammen. Das vielfältige Programm bot nicht nur Sektempfang, Musik und Reden der Honoratioren aus Paußnitz und Strehla, sondern auch Vorträge zur Geschichte des Ortes.

DAS Kleinod der Paußnitzer befindet sich aber im Landesmuseum für Vorgeschichte zu Halle. Die dadurch entstandene Verbundenheit der beiden Orte konnte die Kuratorin der Sonderausstellung ›Ringe der Macht‹ mit einem Vortrag zum Festakt nur bestätigen. Sie zeigte die Geschichte des Rings auf und welche magische und heilsbringende Wirkung er für seinen Träger besaß. In Paußnitz selbst sind die Menschen derart begeistert von der Ausstellung, dass sie nahezu geschlossen planen, nach Halle zu fahren und dort eines ihrer Wahrzeichen zu besuchen.

Nico Schwerdt

Hier wird Druck gemacht!

29. Oktober 2019

Alle Vitrinen stehen an ihrem Platz und werden für den Einbau der Exponate vorbereitet. Damit ist auch der Startschuss für die Beschriftung zu den Ausstellungsstücken gefallen. Schließlich wird es bei den ›Ringen der Macht‹ nicht nur außergewöhnliche Objekte zu sehen geben, sondern auch spannende Informationen zu jedem Stück und zum kulturellen Hintergrund.

Bevor die Ausstellungstexte geschrieben werden, bedarf es zunächst umfangreicher Recherchen. Beim Schreiben gilt dann die alte Weisheit: »In der Kürze liegt die Würze«, denn der Platz für die Beschriftung ist bei der Fülle von Exponaten naturgemäß begrenzt. Anschließend werden die Texte in ein ansprechendes Layout gebracht, Schriftart und -farbe gewählt und die Position an der Vitrine festgelegt. Dabei kann sich das Ringe-Team auf das geübte Auge von Grafikdesigner Klaus Pockrandt verlassen. Fehlt noch der letzte Schritt, die Übertragung der Texte auf die Vitrine. Dies geschieht im Siebdruckverfahren traditionell mit viel Handarbeit. Dafür fertigen Uwe Tscheuschner und Margarita Wenzel von der Firma Scrypto Kunstsiebdruck (Wettin-Löbejün) für jeden Textblock einzelne Siebe – mit Gewebe bespannte Rahmen, die an den Stellen ohne Text farbundurchlässig sind. Nachdem die Siebe an den Vitrinenfronten fixiert sind, wird die Druckfarbe aufgetragen. Nach Abnahme der Drucksiebe erscheint der endgültige Text, bereit von den Ausstellungsbesuchern gelesen zu werden.

Nico Schwerdt

Halterung für ein Schwergewicht

24. Oktober 2019

Der Riese unter den Ringen in der kommenden Sonderausstellung ›Ringe der Macht‹ wird der Silberring von Trichtingen, Landkreis Rottweil (Baden-Württemberg), sein. Die Leihgabe aus dem Landesmuseum Württemberg in Stuttgart bringt es durch einen eisernen Kern auf ein Gewicht von über 6 Kilogramm bei einem Durchmesser von fast 30 Zentimetern. Eine Halterung für solch einen Koloss ist daher nicht schnell gebaut.

Die Kollegen aus Stuttgart haben uns daher dankenswerter Weise im Vorfeld eine exakte Kopie des Ringes zukommen lassen. Damit können die Montagespezialisten von Fißler und Kollegen eine perfekt angepasste Halterung für das Original konstruieren.

Zunächst wird eine Schablone aus Karton zurechtgeschnitten, um die Form der Halterung zu bestimmen. In einem zweiten Schritt werden Metallstangen und -bleche an diese Form angepasst. Diese müssen im nächsten Schritt verschweißt und abschließend mit schützendem, schadstofffreiem Kunststoff ummantelt werden.

Michael Strambowski

Dem Metall auf der Spur

22. Oktober 2019

Um mehr über die zum Guss der Bronzehand von Prêles verwendeten Rohstoffe und die Gusstechnik zu erfahren, müssen aus der Bronzehand und den Beifunden Materialproben entnommen werden. Damit diese Proben auch aussagekräftig sind, gilt es unkorrodiertes Metall aus dem Kern des jeweiligen Objekts zu gewinnen. Dies geschieht auch bei einem einzigartigen 3500 Jahre alten Artefakt wie der Bronzehand mit einer Bohrung.

Aber: Wie bohrt man in etwas Rundes? Alle, die basteln, wissen: es ist gar nicht so einfach – und bei der Bronzehand von Prêles ist es ganz besonders anspruchsvoll!

Um keinen größeren Schaden anzurichten, muss der Eingriff gewissenhaft geplant werden. Die Untersuchung mit Schichtröntgen erlaubt zunächst einen Blick in das Objekt und zeigt, an welchen Stellen überhaupt noch ›gesundes‹ Metall vorhanden ist. Somit können aussagekräftige und dennoch diskrete Stellen für die Beprobungen ermittelt werden. Anschließend stellt sich die Frage der Probenmenge: Die Wunschliste der Naturwissenschaftlerinnen nennt 150 bis 300 Milligramm Metall pro Probe. Aber wie viel ist das? Testbohrungen an modernen Bronzestücken zeigen, wie viel Metallpulver und -späne man mit welchem Bohrer und bei welcher Bohrtiefe erhält. Dann kann es also losgehen? Noch nicht ganz: Denn zuvor bleibt die Frage zu klären, wie man die Hand mit ihrer sonderbaren Form einspannt, ohne sie zu beschädigen. Die Antwort liefert ... Bauschaum. Damit können zwei gut anliegende Schalen gebaut werden, in welchen die Hand für die Bohrung fixiert wird. Die Beprobung findet in Teamarbeit zusammen mit den Naturwissenschaftlerinnen, Archäologinnen und Restauratorinnen und unter großer Konzentration statt: Denn die Kontamination von Proben und die Beschädigung des Objekts sind zu vermeiden.

© Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner.

Als die Proben alle entnommen, 26 Glasfläschchen mit dem golden glänzenden Metallpulver gefüllt sind und die Bronzehand ebenso wie die Beifunde die Prozedur gut überstanden haben, ist die Erleichterung bei allen Beteiligten groß. Die Proben gehen nun in die verschiedenen Labors und werden uns hoffentlich viele Erkenntnisse zur Metallurgie und Herkunft der Bronzehand und ihrer Beifunde liefern.

Sabine Brechbühl, Archäologischer Dienst des Kantons Bern

Wer schreibt, der bleibt!

18. Oktober 2019

Eine Ausstellung am Landesmuseum wäre nicht vollständig, wenn es keine Begleitpublikationen dazu geben würde. Das Ringe-Team hat also keine Mühen gescheut, um die Inhalte der Ausstellung und darüber hinausgehende wissenschaftliche Erkenntnisse über Ringe der Macht auf Papier zu bringen.

So konnten im letzten Jahr einschlägige Wissenschaftler für eine Tagung gewonnen werden. Der zugehörige Tagungsband präsentiert neue Einsichten in die Welt der Zauberringe, Amulette und Insignien. Thematisiert werden Ringe vom Anbeginn der Menschheitsgeschichte bis heute und ihre Funktionen und Wirkungen. Nicht nur Exponate der Ausstellung werden darin besprochen, sondern darüber hinaus mächtige Ringe aus aller Welt.

Für alle, die sich in der Ausstellung an den gezeigten Preziosen nicht satt sehen können, wird ein Begleitheft zur Ausstellung erscheinen. Es umfasst den Ausstellungsrundgang mit den Details zu den Highlights und Kuriositäten der Schau.

Die Bücher werden zu Ausstellungsbeginn im Landesmuseum, bei unserem Vertriebspartner Beier & Beran sowie im normalen Buchhandel erhältlich sein.

Susanne Kimmig-Völkner

Magisch vermehrt? Die neuen Repliken des Paußnitz-Ringes

15. Oktober 2019

Ab Anfang November 2019 können wir unseren Besuchern des Museumsshops nun exakte Repliken des magischen Ringes von Paußnitz in unterschiedlichen Größen anbieten. Nach der Wiederentdeckung des Ringes von Paußnitz im Jahr 2001 wurden bereits erste Kopien des außergewöhnlichen Fundstückes angefertigt, die man seither im Museumsshop erwerben konnte. Das Original wurde dafür damals in Silikon abgeformt. Diese Methode ermöglichte es, eine exakte Ringkopie in der Originalgröße herzustellen. Die größeren oder kleineren Ringgrößen dagegen mussten auf Basis des Originals aufwendig konstruiert werden. Selbst bei größter Sorgfalt können bei diesem Verfahren sowohl gewisse Stauchungen beziehungsweise Dehnungen der zwölfeckigen Form als auch Verzerrungen der Symbole und buchstabenartigen Zeichen nicht vermieden werden.

Die Sonderausstellung ›Ringe der Macht‹ bot uns nun den perfekten Anlass, neue, in allen Ringgrößen exakte Repliken des Ringes von Paußnitz anfertigen zu lassen, was erst jüngst durch den Einsatz modernster Technik möglich geworden ist. Dafür wurde vom Originalring ein 3D-Scan angefertigt, auf dessen Grundlage mithilfe einer speziellen Software sechs verschiedene Ringgrößen (17–22) präzise berechnet und die entsprechenden Formen darauf basierend hergestellt werden konnten.

Gefertigt werden die aus 925er Silber bestehenden Ringe in Handarbeit vom Goldschmiede-Atelier Schmuck-Werk, die sich auf die Herstellung hochwertiger Kopien von historischen Goldschmiedearbeiten (darunter Schmuck und mittelalterliche Buchdeckel) spezialisiert haben.

Und demnächst erhältlich im Museumsshop!

Stefanie Nagel

Wer will fleißige Handwerker sehen?

14. Oktober 2019

Zahlreiche Gewerke sind bei der Realisierung einer Sonderausstellung beteiligt. Eine wichtige Rolle im Ausstellungsbau kommt dabei den Tischlern zu. Sie sind dafür zuständig, dass die Ideen der Gestalter und Kuratoren Realität werden können. Die eigens für die Sonderschau neu gebauten Displays wurden in den Werkstätten gefertigt und können nun im Atrium montiert werden. Doch mit Abschluss der Tischlerarbeiten geht die ›heiße Phase‹ im Ausstellungsbau erst richtig los...

Michael Strambowski

Da gibt's was auf die Ohren!

8. Oktober 2019

Lesen in einer Ausstellung kann durchaus anstrengend werden. Wer als Individualtourist durch die ›Ringe der Macht‹ wandern möchte, der soll Unterstützung durch den Audioguide bekommen. Bis die – durchaus weiterführenden – Hörstationen aber hörbar sind, erfordert es einige Vorbereitung. Gemeinsam mit Linon Medien KG erarbeiten die Kuratoren die Inhalte und Ideen. Dafür musste Ursula Vorwerk, die Autorin der Hörtexte, sich erst einmal durch sehr viel Text wühlen. Im gemeinsamen Brainstorming wird dann parallel zu den Beschriftungen in der Ausstellung das Drehbuch ersonnen. Schließlich geben professionelle Sprecher den Informationen die Stimme, welche die Besucher im Museum hören werden.

Susanne Kimmig-Völkner

Am hellsten Tag...

3. Oktober 2019

So beginnt der Schwur des Comic-Superhelden Green Lantern, der einen der mächtigsten Ringe des Universums sein Eigen nennt. Mit diesem Ring lässt sich alles materialisieren, was sich der Träger vorstellen kann. Nur die Fantasie des Ringträgers setzt somit der Macht des Ringes ihre Grenzen. Leider stimmte die für unseren Raumsektor (2814) zuständige Green Lantern nicht der Ausleihe ihres Rings für die Dauer der Sonderausstellung zu. Zu viel Unheil könnte durch dessen Abwesenheit in der Galaxis Fuß fassen. Ein schnelles Foto war aber möglich.

Michael Strambowski

Eine Hand wie keine zweite!

1. Oktober 2019

»Ein Götz von Berlichingen«, »Die Hand Gottes« oder auch »Was This Man a Bronze Age Cyborg?« – die Bronzehand von Prêles ging im wahrsten Sinne des Wortes um die Welt. Nicht nur nationale und europäische Medien berichteten über den Fund, auch Medien aus Übersee verbreiteten die Nachricht von diesem besonderen Fund und spekulierten über dessen Funktion und Bedeutung.

Was ist es denn, was die Bronzehand von Prêles so faszinierend macht und die Menschen in ihren Bann zieht? Ist es die Geschichte ihrer Entdeckung und der Fakt, hier das corpus delicti eines Kriminalfalls vor sich zu haben? Ist es der Reiz des Einzigartigen, zuvor Unvorstellbaren, das sich uns in diesem Fund offenbart? Sind es die für die Zeit vor 3500 Jahren unerwartet hohe Handwerkskunst, die Ästhetik des Objekts und der Glanz des Goldes? Berührt uns die Darstellung eines Körperteils, den wir als urmenschlich wahrnehmen – oder packt uns ein von der Darstellung Einhändiger und mit Metallhänden versehener Protagonisten aus Literatur, Filmen und Fernsehserien genährter wohliger Grusel?

Auch die Verfasserin dieser Zeilen – Archäologin und Forscherin – kann sich der besonderen Ausstrahlung der Bronzehand nicht entziehen: Da sind zunächst die wissenschaftlichen Fragen, die faszinierende Ästhetik und die beinahe physisch empfindbare symbolische Kraft des Objekts. Da ist aber auch eine besondere Intimität, welche die Bronzehand umgibt und in die man als Forscherin beinahe störend eindringt.

Die Bronzehand von Prêles wird mit ihrer Ausdrucksstärke und Symbolik auch in der Ausstellung ›Ringe der Macht‹ die Menschen faszinieren, anziehen, ihnen Ehrfurcht einflößen oder sie abstoßen – und ganz gewiss die Gedanken anregen. Die Wirkungskraft der Bronzehand ist auch nach 3500 Jahren ungebrochen!

Andrea Schaer, Archäologischer Dienst des Kantons Bern

Jeder ist seines Ringes Schmied...

27. September 2019

Vor einigen Wochen war es endlich soweit! Nach den finalen Absprachen mit zahlreichen Mitwirkenden stand das Begleitprogramm zur Sonderausstellung. Sofort ging es in den Druck. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – ein ansprechender Veranstaltungsflyer mit zahlreichen museumspädagogischen Angeboten für alle Zielgruppen. So sind Familien zum Beispiel dazu eingeladen, sich eigene Ringe aus verschiedenen Materialien herzustellen, aber auch viel über eher ungewöhnliche Nutzungsmöglichkeiten von Ringen zu erfahren. Schulklassen können den Spuren der Ringe der Macht durch die Zeiten folgen oder sich in Ausstellungsgesprächen mit Ringen in Religion und Mythos beschäftigen. Dabei sollen möglichst viele Ringe für große und kleine Finger entstehen. Ob Wunder- oder Zauberring – alles ist möglich.

Sogar im Ofen wollen wir ringförmiges Backwerk entstehen lassen. An den Aktionswochenenden führen Experten die verschiedenen Techniken der Ringherstellung vor – oder zeigen ganz ungewöhnlich, wie aus Münzen aller Länder handgefertigte Ringe entstehen. Interessierte haben die Möglichkeit, sich selbst als Ringmacher zu versuchen. Vom ›Fanclub‹ gewünscht und wieder angeboten wird auch eine exklusive Abendveranstaltung, bei der die handwerklichen Fähigkeiten unserer Besucher gefragt sind. Belohnt werden sie wieder traditionell mit kulinarischen Köstlichkeiten. Führungen und Vorträge unserer ›Ringexperten‹ runden das Begleitprogramm ab. Damit alles reibungslos funktioniert, wird natürlich vorher alles genau ausprobiert, was wir unseren Besuchern ›zumuten‹. Was wir schaffen, schaffen Sie erst recht. Geht nicht, gibt es dann nicht mehr.

Stöbern Sie, entdecken Sie und buchen Sie!

Sven Koch

Ein Bild wirft Fragen auf…

25. September 2019

Seit vergangenem Montag schwebt der Ring von Paußnitz über der künftigen Ausstellungsfläche. Damit ist der Weg frei für die weiteren Baumaßnahmen. Durch die Hängung des ›Flugrahmens‹ wird nun auch die Abbildung auf dessen Unterseite sichtbar. Sie zeigt eine ringförmig eingeschlossene Stadt. Doch um welche Stadt handelt es sich und in welchem Zusammenhang steht sie zum Ring von Paußnitz? Für Antworten auf diese Fragen müssen Sie noch knapp sieben Wochen ausharren. Die Ausstellung wird die Lösung liefern.

Michael Strambowski

Die Ringe auf Glanz bringen

19. September 2019

Bevor die Funde aus der Sammlung des Landesmuseums ausgestellt werden können, bedarf es hinter den Kulissen einiger Vorbereitung. Große Freude bereitet es allen Beteiligten, wenn die Stücke ans Tageslicht geholt und begutachtet werden. Kuratoren, Gestalter und Restauratoren nehmen alles genau unter die Lupe.

Goldobjekte behalten ihren Glanz – nicht umsonst spricht man vom Glanz der Ewigkeit. Silber aber kann trotz idealer Lagerung seine Brillanz verlieren, wird matt, gar schwarz oder bekommt dunkle Stellen. Wer zuhause Silberbesteck hat, kennt das vielleicht. Dinge wie der Ring von Paußnitz oder die Silbermünzen, die mit ihm gefunden wurden, müssen also genau untersucht und im Fall der Fälle schonend gereinigt werden. Das Spa für diese Wellnesskur der Funde ist die Restaurierungswerkstatt des Landesmuseums.

Susanne Kimmig-Völkner

Hand anlegen an der Bronzehand – ohne zu zittern!

17. September 2019

Unersetzlich, einzigartig, von unschätzbarer Bedeutung! All dies versucht die Restauratorin geflissentlich zu vergessen, wenn sie die Bronzehand bearbeitet, um sie für die Ausstellung vorzubereiten. Denn die Verantwortung ist groß: Fehlentscheidungen könnten dazu führen, dass das außergewöhnliche Objekt beschädigt oder durch zu invasive Restaurierung entstellt wird. An der Bronzehand wird daher nur mechanisch gearbeitet, der Einsatz von Fremdstoffen wie Harzen und Chemikalien wird möglichst vermieden. Sehen wir das Objekt als Beleg einer früheren Epoche – analog eines Beweisstückes am Tatort – so liegt es auf der Hand, dass jede Veränderung etwaige Analysen und Untersuchungen verfälschen würde. Hinzu kommt, dass das 500 Gramm schwere, massive Bronzeobjekt überhaupt nicht so solide ist, wie man zunächst meinen könnte. Das Röntgenbild zeigt, dass es voller Risse, Spalten, Lunker und Poren ist. Durch 3500 Jahre Korrosion im Boden hat die Hand nun gewissermaßen Osteoporose. Diese kann auch die Restaurierung nicht beheben.

Was bringt denn eine Restaurierung überhaupt? Nun, das Objekt ist von der Bodenlagerung voller Dreck und mit Korrosionsschichten überdeckt. Beim Restaurieren sucht man darunter die ursprüngliche Oberfläche. Auch wenn diese heute nicht mehr metallisch glänzt, kann man dennoch Verzierungen und Spuren der Herstellung und des Gebrauchs erkennen. Diese Arbeit ist jetzt an der Bronzehand von Prêles im Gang. Mit großer Vorsicht und viel Geduld werden auf dem fragilen Objekt Malachitschichten Millimeter für Millimeter abgetragen. Und da beim Schaben, Kratzen und Fräsen unter dem Binokular archäologische Bronze wie archäologische Bronze aussieht, ist es etwas einfacher zu vergessen, wie einzigartig die Bronzehand ist. Kein Händezittern also, dafür aber Blasen an den Fingern der Restauratorin vom Druck des Skalpells!

Sabine Brechbühl, Archäologischer Dienst des Kantons Bern
 

Paußnitz digital

12. September 2019

Die Digitalisierung unserer Welt macht heutzutage auch nicht vor dem Museum Halt. Eine Methode, um digitale 3D-Modelle zu erstellen, ist die Fotogrammetrie. Dieser sperrige Begriff entstammt ursprünglich der Geodäsie – der Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche. Fotogrammetrie ermöglicht es aber auch, realistische 3D-Abbildungen aus Fotos zu generieren.

Für ein Objekt wie den Ring von Paußnitz sind etwa 400 Aufnahmen notwendig. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kameraperspektiven in etwa eine Halbkugel um das Objekt bilden. Um auch die Unterseite abzubilden, wird diese Prozedur nach der Drehung des Rings wiederholt.

Anschließend werden die Bilder mit Hilfe einer speziellen Software zusammengesetzt.

Wo und auf welche Weise das digitale Modell des Paußnitzer Rings verwendet wird, können Sie ab dem 15. November in der Sonderausstellung ›Ringe der Macht‹ erfahren.

Michael Strambowski

Baubeginn im Atrium

11. September 2019

Zunächst war es nur ein einsamer Metallrahmen im Lichthof des Landesmuseums für Vorgeschichte, der auf die Veränderungen hinwies, die sich in den kommenden Wochen im Museumsatrium des vollziehen werden.

Pünktlich zur Eröffnung des neuen Abschnitts der Dauerausstellung ›Barbarenmacht‹ am 2. September 2019 konnten die Besucher einen ersten Blick auf die Oberseite des hinterleuchteten Bildes werfen. Es soll in der kommenden Sonderschau über der Ausstellungsfläche schweben und zeigt den mystischen Ring von Paußnitz. Das Original wird ab 15. November 2019 direkt darunter in der zentralen Installation zu sehen sein.

Um die Macht des Rings ein wenig zu bannen – bis der Flugrahmen in seine endgültige Position gebracht wird – haben unsere Mitarbeiter das Bild vorerst abgedeckt.

Michael Strambowski

Die Bronzehand von Prêles: Ein noch nie dagewesener Fund!

5. September 2019

Die beiden Sondengänger, die im Oktober 2017 ohne amtliche Bewilligung auf einem Feld südlich des Dorfes Prêles im Berner Jura unterwegs waren, hatten wohl mit vielem gerechnet. Was sie dann aber aus dem Boden holten, erwies sich bald als regelrechte wissenschaftliche Sensation – ein einer menschlichen Hand nachempfundenes Bronzeobjekt mitsamt einem Bronzedolch und dem Fragment eines menschlichen Knochens. Obwohl ihnen Strafe drohte, brachten die Sondengänger den ungewöhnlichen Fund umgehend dem Archäologischen Dienst in Bern. Dort war man zunächst erstaunt. Der Dolch datierte zweifelsfrei in die Mittelbronzezeit um 1300-1400 v. Chr. Auch das Dekor des Goldbandes und die Materialien der Hand sprachen durchaus für eine Datierung in die Bronze- oder ältere Eisenzeit. Aber eine Bronzehand, ja auch andere Bronzeplastiken menschlicher Körperteile, so etwas war für die genannten Epochen nicht nur in der Schweiz, sondern weitherum in Mitteleuropa völlig unbekannt.

Als Glücksfall erwies sich, dass das feine Goldblech am Armansatz mit einem organischen Klebstoff aus Harz befestigt war. Davon konnte mit der Radiokarbonmethode (C14-Datierung) das Alter bestimmt werden: Das Harz und damit auch die Bronzehand stammen aus der Zeit zwischen 1500 bis 1300 v. Chr. und damit ebenso wie der mit der Hand gefundene Dolch aus der Mittelbronzezeit!

Eine Nachgrabung des Archäologischen Dienstes an der bezeichneten Fundstelle führte im Frühsommer 2018 zur Entdeckung eines mittelbronzezeitlichen Grabes. Unter den Resten eines Grabhügels fanden sich Skelettreste eines erwachsenen Mannes. Neben weiteren Grabbeigaben kam einer der abgebrochenen Finger der Bronzehand zum Vorschein. Eine C14-Analyse der Skelettreste datierte das Grab um 1300 v. Chr. Die Hand dürfte etwa ein Jahrhundert älter sein als die Bestattung.
Die Bronzehand war in ihrer letzten Verwendung Grabbeigabe eines bedeutenden und vermögenden Mannes, der in der mittleren Bronzezeit in der Nähe von Prêles lebte. Wozu sie zuvor diente, ist nach wie vor ein Rätsel. Wurde die Bronzehand im Gebiet des Schweizer Mittellandes hergestellt oder stammt sie aus ferneren Regionen? War sie Teil einer Statue oder eine Art Zepter? Weshalb wurde die Bronzehand dem Mann ins Grab gegeben und worin gründeten seine Macht und sein Reichtum? Diesen und weiteren Fragen werden in den kommenden Jahren verschiedene Forschungsvorhaben nachgehen. Vorerst bleibt uns das Staunen über ein aussergewöhnliches und in seiner Darstellung eines menschlichen Körperteils auch berührendes Fundobjekt.  

Andrea Schaer, Archäologischer Dienst des Kantons Bern

Literatur:
Andrea Schaer, Amelie Alterauge, Sabine Brechbühl, Christiane Kissling. Die Bronzehand von Prêles (Kanton Bern, Schweiz) – Die älteste anthropomorphe Bronzeplastik Europas? In: Archäologisches Korrespondenzblatt 1, 2019, 57–69.

Merkur – der römische Götterbote ist eingeflogen

3. September 2019

Die kleine bronzene Figur des römischen Götterboten und Schutzherren für Handel, Wandel, aber auch für die Diebe ist schon im Landesmuseum eingetroffen – als Vorbote der Sonderausstellung ›Ringe der Macht‹. Er wurde vor beinahe 100 Jahren in Beelen bei Gütersloh gefunden und ist eine begehrte und vielreisende Leihgabe des LWL-Museums für Archäologie in Herne (Nordrhein-Westfalen). Er kam nach einem Zwischenstopp in Hannover, wo er in der Landesausstellung ›Saxones‹ zu sehen war, nach Halle geflogen. Ausgestattet mit Flügelschuhen, Flügelhut und Geldbeutel hat er auch zwei Orakelstäbchen und sieben Ringe im Gepäck, die ihm die Germanen geopfert haben. Nun wartet er darauf, zusammen mit vielen weiteren Preziosen in der Ausstellung zu glänzen und Geschichten vom fernen Italien zu erzählen.

Urte Dally

Noch 77 Tage bis zur Eröffnung, der Countdown läuft

29. August 2019

Was verbindet einen magischen Inschriftenring des Mittelalters mit dem römischen Gott der Diebe und mit der ältesten Bronzeplastik eines menschlichen Körperteils? Dies und vieles mehr können Sie in Kürze hier im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) herausfinden.

Sie wollten schon immer einen Blick hinter die Kulissen einer Ausstellung werfen oder interessieren sich für die Hintergründe zu unseren Exponaten? Begleiten Sie uns beim Ausstellungsbau oder der Einrichtung der Objekte – und seien Sie dabei, wenn die ersten Leihgaben hier eintreffen. Mit wöchentlichen Beiträgen werden wir Sie auf dem Laufenden halten, damit die Zeit nicht zu lang wird, bis sich am 15. November 2019 die Türen öffnen für die ›Ringe der Macht‹.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Ihr Ausstellungsteam der ›Ringe der Macht‹

Zum Seitenanfang