Menschenwechsel
Die ›Schamanin‹ von Bad Dürrenberg
Waldzeit
Dunkel und verborgen präsentiert sich im Landesmuseum der zweite Raum des Themenbereichs ›Menschenwechsel‹. Eindrücklich inszeniert wird hier ein tiefgreifender klimatischer und naturräumlicher Wandel erfahrbar – die hellen Weiten der kaltzeitlichen Tundra weichen den schattigen Eichenmischwäldern mit vielen Hasel- und Kieferbäumen der Mittelsteinzeit (Mesolithikum). Grund hierfür waren die vor rund 11.500 Jahren stetig ansteigenden Temperaturen. Die letzte Kaltzeit ging zu Ende und eine bis heute andauernde Warmzeit begann. Mit dem Rückgang der offenen Landschaften der Eiszeit verschwanden aber auch die großen Rentier- und Pferdeherden, die dem Menschen ergiebige Nahrungsquellen waren. Wieder einmal mussten die Menschen ihre Lebensstrategien und Verhaltensweisen umstellen – aus Tundrajägern wurden nun Waldläufer und Fischer.
Eine mächtige Frau
Im Schatten des Waldes ist Raum für Begegnungen der besonderen Art. Die 30- bis 40-jährige Frau wurde in Rötel gebettet vor ungefähr 9.000 Jahren bestattet. Das überreiche Beigabeninventar bezeugt eine gesellschaftliche Sonderrolle der Toten. Bemerkenswert ist die enorme Vielfalt der im Grab repräsentierten Tierarten, die nicht alle nur Nahrungsvorrat für das Jenseits sein sollten. Ethnografische Vergleiche legen nahe, dass manche Objekte als Requisiten schamanistischer Praktiken zu deuten sind. Der Übergang vom mobilen Wildbeutertum zur sesshaften Lebensweise, verursacht durch die Einwanderung von Ackerbauern und Viehzüchtern in unsere Region, markiert um 5400 vor Christus das Ende des Mesolithikums. Das Zeitalter der Wildbeuter – als längste Phase menschlicher Lebensweise – neigte sich ihrem Ende entgegen.
Die ›Schamanin‹ von Bad Dürrenberg ist das Thema mehrerer Archaeofilm-Beiträge. In der Reihe ›Museum exklusiv‹ behandeln die Filme ›Das Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg‹ und ›Eine mächtige Frau: die Schamanin im Landesmuseum‹ unser Wissen zur ›Schamanin‹, wie es Ihnen während des Museumsbesuchs präsentiert wird. In unserer neuen Filmreihe ›Archäologie exklusiv‹ stellen wir Ihnen hingegen die Ergebnisse der neuesten Forschungen zur ›Schamanin‹ seit 2019 vor.
Das Grab der ›Schamanin‹
Das Grab der ›Schamanin‹ von Bad Dürrenberg ist eine der ältesten Bestattungen Mitteldeutschlands. Mit ihr wurde ein Säugling bestattet. Die Analyse des Skelettes der Frau ergab, dass ihre beiden obersten Halswirbel fehlgebildet waren und zudem im unteren Schädelbereich Blutgefäße räumlich eingeschränkt gewesen sein könnten. Diese Fehlbildung machte sie vielleicht zu einem besonderen Menschen. Anthropologen vermuten, dass sie durch eine bestimmte Haltung ihres Kopfes ein Blutgefäß abklemmen konnte. Dies führte möglicherweise zu einer unwillkürlichen Augenbewegung, einem sogenannten Nystagmus. Das überreiche Beigabeninventar bezeugt eine gesellschaftliche Sonderrolle der Toten. Bemerkenswert ist auch die enorme Vielfalt der im Grab repräsentierten Tierarten, die nicht alle nur Nahrungsvorrat für das Jenseits sein sollten. Für die Interpretation dieser Bestattung als Grab einer Schamanin spielten auch spezielle Beigaben eine wichtige Rolle.
Die ›Schamanin‹ bei der Landesgartenschau 2024
Das Landesmuseum ist Partner der Landesgartenschau Sachsen-Anhalt, die vom 19. April bis zum 13. Oktober 2024 in Bad Dürrenberg stattfinden wird. Die Fundstelle der ›Schamanin‹ mit den Ergebnissen der seit 2019 laufenden neuen archäologischen Untersuchungen wird in diesem Rahmen eine besondere Rolle spielen. Seien Sie gespannt!
Besucherinnen und Besucher des Landesmuseums erhalten bei einem anschließenden Besuch der Landesgartenschau 2,00 € Ermäßigung auf den Vollpreis bei Vorzeigen einer Eintrittskarte des Landesmuseums. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen und ist auch über den Onlineshop der Landesgartenschau möglich.
Wer beim Besuch des Landesmuseums eine Eintrittskarte der Landesgartenschau vorzeigt, erhält 2,00 € Ermäßigung auf den vollen Eintrittspreis des Landesmuseums.
Weiterführende Informationen zur Landesgartenschau finden Sie auf der offiziellen Website.