Zur Navigation (Enter) Zum Inhalt (Enter) Zum Footer (Enter)

Kulturenstreit

Franken und Sachsen

Zwei fränkische Königsdynastien prägten aufeinanderfolgend vom 6. bis 10. Jahrhundert Politik und Kultur Zentraleuropas und speziell auch Mitteldeutschlands: die Merowinger (464 bis 751 nach Christus), die das Frankenreich bis an Elbe und Saale ausdehnten, und die Karolinger (751 bis 911 nach Christus), die das Fundament für das römisch-deutsche Kaisertum schufen.

Die merowingischen Könige übten ihre Oberhoheit über das zunächst bis zur Unstrut und Helme okkupierte Thüringergebiet eher locker aus. Sie konzentrierten sich auf die administrative und militärische Besetzung alter und neuer Zentralorte (zum Beispiel Bilzingsleben, Sondershausen) sowie frisch angelegter befestigter Kontrollplätze (zum Beispiel Hasenburg bei Haynrode).

Im 7. bis 8. Jahrhundert sollte eine gelenkte Binnenkolonisierung die Herrschaft stabilisieren: Neuland für Einheimische, Ansiedlung fränkischer Wehrbauern. Mit einem Königsumritt inszenierte König Dagobert I. 623 oder 629 den Anspruch der Monarchie hier im Ostteil des Frankenreiches. Für die Grenzsicherung gegen Awaren und Slawen wurde um 635 der wohl aus thüringischem Adel stammende Radulf als Herzog eingesetzt, der sich aber bald zum eigenständigen König erklärte und 641 sogar ein Heer seiner westfränkischen Kontrahenten besiegte.

Die charakteristische Waffe für die niederen Ränge der fränkischen Truppen im eroberten Thüringergebiet war das gedrungene einschneidige Hiebschwert, der Sax. Der Name (althochdtsch. Sahs) bedeutet Messer oder Schwert. Diese Waffe durchlief mit der Zeit unterschiedliche Größenproportionen und war in weiten Teilen der germanischen Welt verbreitet, kaum jedoch bei den Thüringern. Materialanalysen zeigen die hohe Stahlqualität der Saxe. Das Fehlen einer Parierstange zeigt, dass diese ›langen Messer‹ weniger für das duellartige Fechten gedacht waren. Die robusten Klingen – mit denen man auch druckvoll Stechen konnte – eigneten sich aber vorzüglich für das dichte Schlachtgetümmel. Vielleicht bezieht sich der Stammesname der Sachsen auf diese hocheffektive Waffe.

Die Karolinger dienten zunächst den Merowingerkönigen als Reichsverwalter (Majordomus) und übernahmen 751 die Herrschaft über das Frankenreich. Ihre rigorose Expansionspolitik, in deren Verlauf Karl der Große in langwierigen Kämpfen (772 bis 804) die Sachsen besiegte, dehnte das Reich im Nordosten bis an die Nordsee und Elbe aus. Den Eroberungen folgte die oft brutale Missionierung.

Die Regionen westlich von Elbe und Saale gehörten nun zum neu eingerichteten Reichsteil Ostfalen und wurden eng in die jetzt gestraffte Staatstruktur eingebunden, zum Beispiel in erste Grafschaften und Kirchenbezirke (Bistum Halberstadt, Klöster Drübeck und Hornburg) eingeteilt.

Binnen hundert Jahren nach ihrer gewaltsamen Eingliederung in das Frankenreich formierten sich die Sachsen zum Stammesherzogtum und gelangten am Ende auf den Thron des einstigen Gegners. Zu sehr hatten innere wie äußere Konflikte und dynastischer Streit die fränkische Dominanz geschwächt. Zugleich waren große Teile der sächsischen Oberschicht schon lange in den fränkischen Verwaltungsapparat eingebunden. Mit Akzeptanz der anderen Herzöge wurde 919 letztlich der Sachsenherzog Heinrich zum König des Ostfrankenreiches erhoben.

Zum Seitenanfang