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Kulturenstreit

Die Sandsteinplatten von Hornhausen

1874 wurden bei Hornhausen, Landkreis Börde, drei große Bildsteine und mehrere unbearbeitete Sandsteinplatten gefunden. Die Motive, Reiter, Schlange, Hirsch, Menschenreihe und Flechtband sind im Tierstil widergegeben. Die Gesamtzahl der dokumentierten Platten deutet auf einen kleineren Baukörper, eventuell eine oberirdische Grab- oder Opferkiste hin, der zerschlagen wurde und um 750 nach Christus in die Verfüllung eines Grabes gelangte.

Besonders herausragend ist der Reiterstein. Der an Ober- und Unterseite beschädigte Bildstein besitzt eine dreizonige Schauseite. Die obere Zone ist zerstört. Sie beginnt über dem Zopfband, wo noch die Füße von mindestens vier Personen zu erkennen sind, offenbar die Reste einer Szenerie. Vermutlich war hier eine Kriegerreihe wie auf anderen germanischen Bildwerken dargestellt.

Die Mittelzone zeigt das Hauptmotiv: einen mit Lanze, Schwert, Schild und wohl auch Maskenhelm bewehrten bärtigen Reiter auf einem Hengst. Die Vollbewaffnung ist ein Zeichen hoher sozialer Stellung. Das Reitpferd ist völlig überproportioniert, ein Zeichen seines überirdischen Wesens. Darunter befindet sich eine mäanderartig gefaltete Schlange, deren Kopf wie leblos herabhängt. Die untere Zone füllt ein Flechtbandkörper mit vier entgegengesetzten Tierköpfen mit langen ineinander verflochtenen Kiefern.

Reitermotive gehören zum germanischen Bildschatz der Kleinkunst und der Großbildnerei. Oftmals ist generell der Einzug des siegreichen Herrschers dargestellt. Hier aber gibt das Riesenpferd der Szene einen anderen Sinn: der gefallene Häuptling oder stellvertretend Allvater Wodan selbst – in seiner Funktion als Kriegs- und Totengott – trabt auf dem Götterpferd Sleipnir nach Walhall. Das mythologische Ross kann sich zu Land, Wasser und Luft durch alle Welten bewegen, somit also auch im Totenreich.

 

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