Gottesherrschaft
Hoch- und Spätmittelalter bis Reformation
10. bis 15. Jahrhundert
Die sächsische Dynastie der Ottonen schuf seit dem 10. Jahrhundert aus dem einstigen Ostfrankenreich das römisch-deutsche Kaiserreich. Das Hoch- und Spätmittelalter, das die nächsten 500 Jahre umfasst, wird durch lehensrechtliche Standesgliederung und Staatenbildung charakterisiert. Das Leben wurde vor allem durch ein neues Religionsverständnis geprägt – das Christentum legitimierte weltliche Herrschermacht und war Grundlage der alleingültigen Erklärung der Welt. Der Papst als Oberhaupt der Christenheit definierte den moralischen Rahmen, an dem sich auch die Herrscher zu orientieren hatten. Sogar Königs- oder Kaisermacht war nur gottverliehen. Dies blockierte ein unabhängiges Erkenntnisstreben.
Seit dem 15. Jahrhundert entstand innerhalb der Kirche eine Bewegung, die darauf zielte überkommene Strukturen und als falsch empfundene Lehren zu reformieren. Der päpstlich beauftragte Ablasshandel (Freikauf von Sündenstrafen) und die Käuflichkeit von Kirchenämtern waren zentrale Kritikpunkte. Der Wittenberger Augustinermönch und Professor Martin Luther entfachte den Disput mit Papst und Kaiser. Mit der Exkommunikation Luthers 1521 begann die bis heute andauernde Trennung in eine evangelische und eine katholische Kirche.