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Gottesherrschaft

Vorrang der Religion

Die Einheit des Glaubens in allen christlichen Königreichen erhöhte europaweit die Machtposition der Kirche. Der Papst definierte die universellen Dogmen und den moralischen Rahmen, an denen sich auch die gekrönten Häupter zu orientieren hatten, um in ihrer ›von Gott verliehenen Legitimation‹ nicht anfechtbar zu sein.

Die Kirche war im Hoch- und Spätmittelalter (11. bis 15. Jahrhundert) ein ständiger Begleiter des gesellschaftlichen Lebens, der Gottesdienst Teil von Alltag und Feiertag. Hierfür hatte sich eine komplexe Liturgie herausgebildet: Zeremonien, Handlungsmuster, Gesten, Predigten, Gebete und Gesänge erfolgten nach festen Regeln und dem Anlass entsprechend – zum Beispiel Taufe, Abendmahl, Krankensalbung, Eheschließung, Beerdigung.

Zum mittelalterlichen Glauben gehört auch das christliche Pilgerwesen zu den biblischen Orten in Palästina. Triebfedern waren etwa Meditation, Buße und Gelübde. Im 12. Jahrhundert ist die religiöse Wanderschaft bereits ein Massenphänomen. Als im 13. Jahrhundert die Kreuzfahrer die Pilgerstätten im Morgenland aufgeben mussten, rückten im Abendland innereuropäische Sakralorte (zum Beispiel Heiligengräber) in den Vordergrund. Die Heiligen sollten Fürbitte bei Gott halten und auch im Leben Einfluss nehmen. Hierauf fußt die Reliquienverehrung. Überreste vom Körper oder Besitz eines Heiligen sollen die heilsame Wirkung des Verehrten auf die Gläubigen übertragen, sei es durch die bloße Nähe, Ansehen oder Berühren. Bereits die frühen Christen beteten die Relikte ihrer Märtyrer an. Im Mittelalter verstärkte sich diese Art der Frömmigkeit immens. Das reflektiert hohe Hilfsbedürftigkeit und Existenzangst großer Bevölkerungsteile.

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