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Geisteskraft

Das Elefantenreich von Neumark-Nord 1

Ein riesiger Elefantenbulle bricht durch das Gebüsch und drängt zur Wasserstelle. Aufgeregt flattern die Schwäne über den flachen See, während das Hyänenrudel auf der anderen Seeseite kaum von seiner Beute aufmerkt.

Das gefährlichste Raubtier verbirgt sich lauernd in der Steppe, wartend auf den richtigen Moment und die perfekte Beute. Die Menschen sind auf der Jagd.

Dieses Szenario könnte sich so vor gut 200.000 Jahren am See von Neumark-Nord 1 zugetragen haben. Die Relikte dieses Seebiotops, ausgegraben und erforscht von Prof. Dr. Dietrich Mania und seinem Wissenschaftlerteam, zeigen die Vielfalt und Fremdheit dieser längst vergangenen Welt.

Über 1.500 Skeletteile von circa 70 Europäischen Waldelefanten (Palaeoloxodon antiquus) wurden entdeckt und machen Neumark-Nord 1 damit zu einer einzigartigen Fundstelle. Die Tiere überragten in ihrer Körperhöhe jeden heute lebenden Elefanten und wiesen mächtige Stoßzähne auf.

Auch die restliche Fauna beeindruckt – durch ihre Vielfalt. Überreste von mehr als 200 Tierarten konnten untersucht werden, der Bogen spannt sich von kleinsten Käfern über Rotfedern und Hechte bis hin zu Hyänen, Nashörnern und Höhlenlöwen.

Zwischen den Resten eines Auerochsen und eines Steppennashorns befanden sich Feuersteinmesser, diese Tiere wurden vom Menschen gejagt und erlegt.

Ein kleiner Fund, der für viel Aufsehen sorgte, ist ein Feuerstein-Schabegerät, an dem sich eine organische Substanz erhalten hat. Es handelt sich um Reste einer hochkonzentrierten Eichensäure, die vom Menschen hergestellt wurde und zum Gerben von frischen Tierhäuten verwendet wurde. Der Neandertaler ist also beileibe kein dumpfer Kraftprotz, sondern ein Mensch, der Kleidung herstellte und dabei gezielt verarbeitete biologische Wirkstoffe verwendete.

2010 fand eine große Sonderausstellung zur Fundstelle Neumark-Nord 1 im Landesmuseum statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

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